Geschichte
Geschichte der „Vereinigung Bayrischer Volkstrachtenvereine l.d. Donau“ von 1914 bis heute
Der Ursprung
Um die Jahrhundertwende wurden in Nürnberg und Umgebung Trachtenvereine gegründet. Vorbild für diese Vereine war auch in Franken der bayrische Volksschullehrer Joseph Vogl.
Die Mitglieder dieser ersten Vereine setzten sich zusammen aus Leuten, welche der beginnenden Industrialisierung asowie dem stark angewachsenen Bedarf an Waldarbeitern und Holzfällern folgend, sich im nordbayerischen Raum niederließen. Durch diesen Umstand bedingt entstanden Anfangs in erster Linie Heimatvereine, deren Hauptanliegen in der Pflege des oberbayrischen Brauchtums bestand.
Die Gründung
Man erkannte sehr bald, daß bedingt durch den immer größer werdenden Kreis Heimattreuer und Heimatgesinnter, ein Zusammenschluß zu einem größeren Ganzen sinnvoll wäre. Verwirklicht wurde dies in den Jahren 1910 und 1912, endgültig im Jahr 1914 durch die Gründung der „Trachtenvereinigung Nürnberg und Umgebung“.
Die Gründungsversammlung fand statt am 1. Februar 1914 im Vereinslokal der „Holzhacker“ Nürnberg, dem Restaurant Turnerheim. Als erster Vorsitzender wurde damals Sebastian Sandbichler gewählt.
Die Umwandlung
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges führten die wenigen Daheimgebliebenen die begonnene Arbeit weiter. Nach den Kriegswirren konnte die „Trachtenvereinigung“ große Erfolge verbuchen.
Immer mehr bestehende sowie neugegründete Trachtenvereine schlossen sich an. Am 27. Juni 1920 wurde in der Delegiertensitzung im Vereinslokal der „Isartaler“ Nürnberg, der bestehende Name umgewandelt in „Vereinigung bayerischer Volks- und Gebirgstrachten-Erhaltungsvereine links der Donau“ mit Sitz in Nürnberg.
Laut Aufzeichnungen vom 6. Februar 1921 umfaßte die „Vereinigung links der Donau“ 34 Vereine mit einem Gesamtmitgliedsstand von 2055 Mitgliedern sowie eine Trachtenkapelle.
Die weitere Entwicklung
Im Jahr 1928 erfolgte die Aufnahme der „Vereinigung links der Donau“ in die 1925 gegründeten Vereinigten Bayerischen Trachtenverbände (BTV) . Dies verlieh der Vereinigung für ihre Arbeit wieder neue Impulse und zusätzlichen Auftrieb. Durch stetiges Schaffen aller Trachtenkameraden wuchs und blühte die Vereinigung. 1929 gründete man in der Vereinigung eine eigene Sterbekasse, ein zu dieser Zeit in seiner Art und Form nahezu beispielloses Werk.
Mit der Zeit hatte nun die Vereinigung links der Donaueine Größe erreicht, die es notwendig erscheinen ließ, eine teilweise Unterteilung in Bezirke vorzunehmen. Die ersten Bezirke waren das Ries und Oberfranken.
Der Zweite Weltkrieg mit seinen verheerenden Folgen ging auch an der Vereinigung und ihren Vereinen nicht spurlos vorüber. Es erfolgte wieder ein Neuaufbau sowie eine weitere Gebietsaufteilung innerhalb der Vereinigung. Die Vielzahl der neugegründeten Vereine erforderte 1946 die Gründung des Bezirks Oberpfalz, 1948 des Bezirks Unterfranken, dem sich 1969 der Bezirk Mittelfranken anschloß. Auch zahlreiche Egerländer Gmoin, welche sich mittlerweilen im nordbayrischen Raum niedergelassen hatten, fanden Aufnahme und Betreuung in der Vereinigung.
1964 feierte die Vereinigung ihr 50. Gründungsfest. Zahlreiche Beteiligung von Brudervereinen aus allen Gauen gab diesen Tagen ein festliches Gepräge.
Es gibt aber nicht nur Erfolge zu verzeichnen. So erfolgte 1993 der Austritt der Oberpfalz sowie eines Teils des Bezirks Mittelfranken aus der Vereinigung. Beide gründeten jeweils einen eigenen Gauverband.
Die Tracht
Das Gebiet der „Vereinigung links der Donau“ erstreckt sich von der Donau bis zur Rhön, vom Spessart bis zum Böhmerwald. Es wäre deshalb falsch, von der fränkischen Tracht zu sprechen. Die fränkische Tracht zeigt sich in einer Vielfalt, die ihresgleichen sucht. So farbig und unterschiedlich sich die Landschaft dem Betrachter zeigt, so facetten reich und unterschiedlich bietet sich auch die Tracht innerhalb der Vereinigung dar.
Anfangs waren es in erster Linie oberbayerische Trachten, die in den Vereinen getragen wurden. Es hat aber bereits damals schon Leute gegeben, welche erkannten, daß auch die bodenständigen Trachten, die Trachten der jeweiligen Region, erhaltenswert waren. Vor allem in den ländlichen Gegenden trugen die Frauen ihre Trachten mit Stolz und Würde an den Feiertagen und zum Kirchgang.
Aber auch an Werktagen war das Tragen der Tracht üblich. Selbst in der heutigen Zeit kann man in manchen Gegenden noch Frauen in Arbeitstracht antreffen. Heute trägt der überwiegende Teil der fränkischen und der Rieser Vereine die bodenständige Tracht, sowohl in ihrer historischen als auch in ihrer erneuerten Form.
Die Gaufahne
Die Gaufahne wurde 1924 in Nördlingen geweiht, die Patenschaft übernahm der Landesverband. Die erste Fahnenmutter der Vereinigung war die Trachtenschwester Irene Raum, die dieses Amt mit viel Liebe und seltener Hingabe bis zu ihrem Tod erfüllte.
1972 trat Ursula, Gräfin von Faber Castell, die Nachfolge als Fahnenmutter an. Zu diesem Ehrentag erschien sie in einem altbayerischen Gewand.
Die Reihe der Gauvorstände
Die Geschicke der Vereinigung wurden in den Jahren von 1914 bis heute von folgenden Gauvorständen geleitet:
1914-1918 Sebastian „Wastl“SandbichlerMit Bert Peschl zusammen gehörte er zu den Gründern der Vereinigung. |
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1918-1921
Georg Ertl Unter seiner Führung begann man, die bodenständige Volkstracht zu entdecken und zu fördern |
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1921-1931
Anderl Rieger Sein Hauptaufgabe sah er in der Öffentlichkeitsarbeit, welche in Festen zu verschiedenen Anlässen ihren Ausdruck fand (Deutsche Trachtenschau 1922) |
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1931-1936
Franz Weigel Er übernahm das Amt des Vorsitzender in einer für alle Trachtler sehr schweren Zeit. |
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1936-19??
Stefan Kreusel Er hatte, bedingt durch die Restriktionen des NS-Regimes, bis zum Kriegsbeginn sehr schwer um den Erhalt der Vereinigung zu kämpfen |
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1946-1950
Georg Hösl DerKrieg hatte nahezu alles zerstört. Georg Hösl ist es zu verdanken, daß die Vereinigung wieder zum Leben erwachte. |
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1950-1970
Franz Weigel Die Patenschaft durch den Oberlandler Gau (stellvertretend durch den HuVTV Miesbach) war nur einer seiner vielen Verdienste um die Vereinigung. |
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1970-1992
Franz Kohlmann Er förderte weiter die bodenständige Tracht. Er gewann auch Ursula Gräfin von Faber-Castell als Nachfolgerin der verstorbenen Fahnenmutter Irene Raum |
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1992-1999
Peter Bock Nach der Abspaltung der Oberpfalz und eines Teils des Bezirks Mittelfranken übernahm Peter Bock das Amt in einer sehr schwierigen Phase. Trotzdem gelang es ihm, die Vereinigung weiterhin aufrecht zu erhalten |
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1999-2005
Adi Müller Die Vereinigung auf Reformkurs zu bringen hatte er sich vorgenommen, um den Weiterbestand der Vereinigung auch im 3. Jahrtausend zu sichern. |
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2005-2017
Karl-Heinz Härtle Nachdem der Bezirk Oberfranken mit dem Gau Oberfranken zu einem gemeinsamen Gau verschmolz, sieht der amtierende Vorsitzende seine Hauptaufgabe darin, die Zusammenarbeit zwischen den verbleibenden Bezirken und Vereinen zu vertiefen und zu intensivieren. |
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2017-2022 †
Jürgen Müller Das moderne mit dem „alten“ verknüpfen wird sehr interessant. |
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2022-
Reinhold Meier Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche. |